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Joseph Joachim | Archive of autograph correspondence between Joseph Joachim and Ernst Rudorff, 1861-1907, mostly unpublished

Lot closes

July 10, 02:34 PM GMT

Estimate

10,000 - 15,000 GBP

Starting Bid

8,000 GBP

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Lot Details

Description

Joseph Joachim.


Archive of autograph correspondence between Joseph Joachim and Ernst Rudorff, THE MAJORITY OF THE LETTERS UNPUBLISHED


over 150 autograph letters and notes by Joachim, mostly signed ("Joseph Joachim"; "J.J."; "Jo"), and over 100 autograph letters signed by Rudorff ("Ernst Rudorff"; "E. Rudorff"; "E. R."), many long and highly detailed


the letters by Joachim: discussing concert programmes, his music students, arranging appointments, referring to Radecke, Bruch, Clara Schumann, Speyer, Ada Negri, MENTIONING BRAHMS, REFERRING TO HIS DEATH AND FINAL DAYS, and to the violin concerto, op.77, describing his reactions on being introduced by Brahms to his Violin sonata in G, op.78 ("Brahms ist heute wieder fort, nachdem er mir drei unvergeßliche Tage widmete. Eine neue Violin-Sonate wird dich entzücken; frei und empfunden..."), observing that there is hardly anyone who knows his lovable and venerable nature more deeply than he does, mentioning a visit to the Fitzwilliam Museum in Cambridge where he saw a Handel manuscript (a few bars of which he transcribes), advising him not to take up a position in Bonn, reflecting that he has had to give up many such dreams, reporting on a performance of a sextet by Brahms, asking him to assist at the piano when he introduces his pupils to the violin concertos by Beethoven and Mendelssohn, referring to his own compositions (including a symphony and his Romanze for violin) and those of Rudorff, and discussing many other subjects


...Deine lieben Zeilen haben mich sehr gerührt; ich kenne kaum Jemand, der so feinfühlig zu trösten weißt. Mir ist es immer ein Genuß, Deine Empfindungen und Gedanken auf mich wirken zu lassen, so noch neulich, als mir die gute, treue Frau Marie Benecke Deine Zeilen über die Orgel-Variationen Mendelssohn's in London mittheilte. Wie weißt Du überall in's Innerste zu dringen! Ich kann nur sagen, daß ich mich schon herzlich auf Dein Wiederkommen freue. - Ja, es war ein harter Schlag, Brahms zu verlieren. Ihn so allmä[h]lig die Lebenskraft verlieren zu sehen, war ein vorbereitender Schmerz; man muß dankbar sein, daß er nicht noch länger zu leiden hatte. Die fast übermenschliche Energie, mit der er sich wehrte, war staunenswerth! Mit Wehmuth denke ich daran, daß wir ihm in Wien noch eine Freude machen konnten, die er mit ungewohnter Weichheit auf sich wirken ließ; ich habe ihn seine Dankbarkeit nie so herzlich aussprechen hören, als nach dem Anhören seines G dur Quintetts: eine Befriedigung über sein Schaffen fast. Wir behalten seine Werke - persönlich konnte ich ihm in den letzten Jahren wenig sein...Mir würde es zweckmäßig erscheinen, wenn wir das Concert von Brahms gleich am Montag wiederholten, weil es dann festen Grund für Studium einzelner Partien böte...


the letters by Rudorff: discussing his compositions, referring to Hochschule business, his editing of Chopin's works, an unpublished quintet by Cherubini, the death of Paul Mendelssohn, mentioning Spitta, Herzogenberg, Schulze, Tausig, Heinrich Dorn, Radecke, Marie Soldat, Agnes Hundoegger, Hiller, Hauptmann, Wilhelmj ("...Ich weiß gar nicht, wann ich einen ähnlich widerwärtigen Eindruck im Concertsaal empfangen habe...") and others, REFLECTING ON BRAHMS'S CHARACTER ("Mit wie viel Fasern — der Bewunderung nicht nur, sondern auch der Liebe — man an diesem außerordentlichen Menschen trotz aller seiner Schroffheiten hängt und zehrt, das fühle auch ich immer mehr. Ich träume zuweilen von ihm, und dann ist er merkwürdigerweise immer so liebenswürdig, daß er mich ganz und gar in die Tasche steckt..."), commenting on Schubert's works, and the playing of Clara Schumann ("...An dem Zusammenspiel mit Frau Schumann habe ich große Freude ; sie spielt idealer wie je, ein Labsal!..."), COMMENTING ON BRAHMS'S CLARINET QUINTET, OP.115, FOLLOWING THE PUBLIC REHEARSAL, reflecting on the inevitable inclusion of female musicians in orchestras, enthusing about the virtuosity of Rubinstein, urging him in the strongest possible terms not to participate in a Synagogue concert (advice Joachim tactfully ignored, explaining his reasons in his reply), objecting to the playing of symphonies by Beethoven and of Schumann's Abendlied in such a venue, discussing Joachim's Jewishness and his veneration as a jewel of German culture, opening his heart to Joachim concerning his doubts about his musical education, analysing in detail Wagner's overture to Tannhäuser, and making a passionate plea not to have it performed at a Hochschule concert, describing Mendelssohn's reaction to the piece as recorded by an eye-witness in the Leipzig Gewandhaus, advising him forcefully not to agree to become honorary chairman of the Wagner committee, calling him the last great bulwark of high artistic culture, and touching on many other matters


... Du zählst zu denen des israelitischen Stamms, die wie Felix Mendelssohn, Neander u. Andere so sehr Deutsche geworden sind, daß Deutschland Dich als sein Eigenthum beanspruchen und auf Dich stolz sein darf als einen seiner Ersten und Edelsten; Du darfst Dich nicht dazu hergeben, mit einer Judenkotterie gemeinsame Sache zu machen, die mit ihrem Edelstein renommiren und Dich dazu brauchen will, in majorem gloriam ihrer Sippschaft ein volles Concert zu machen...Und endlich: die Tannhäuser-Ouverture ist seit mehr als 50 Jahren in der Welt und auf allen Theatern, in allen Konzerten mit und ohne Bier unzählige Male gespielt worden. Sieht es nicht aus, wenn wir jetzt zum ersten Mal danach greifen, als hätten wir ein halbes Jahrhundert Zeit gebraucht, um uns von ihrem Wert endlich zu überzeugen?...


with: AN IMPORTANT 7-PAGE CORRECTED TYPESCRIPT OF A LETTER BY RUDORFF TO JOACHIM'S SON JOHANNES CONCERNING JOACHIM'S VIEWS ON WAGNER, his own damning criticism of Joachim's biographer Andreas Moser, and his views on the selection of Joachim's letters in the edition by Moser and Johannes Joachim; and two corrected typed letters (carbons) by Rudorff to Moser (27 November and 4 December 1911), EXPLAINING BRAHMS'S TACTICS REGARDING WAGNER, and attempting to correct Moser's distorted representation of Joachim's views in his biography


...Ist es nun aber nicht sehr sonderbar, dass gerade diese beiden Briefe in dem Nachlass fehlen, deren Inhalt bedeutsamer ist als die meisten meiner übrigen Schreibereien? Du wirst mich für eine Polizistennatur halten, wenn ich es ausspreche, dass mir diese Sache nicht ganz geheuer vorkommt. Aber ich kann mir nicht helfen. Sollte Moser die Schriftstücke aus dem Wege geräumt haben, weil sie ihm unbequem waren in seinem Bestreben, Deinen Vater zum Dreiviertel-Wagnerianer zu stempeln?...Auch ich war empfänglich für seine persönlichen Vorzüge, seine Lebendigkeit, seine Liebenswürdigkeit, und warf dies immer wieder in die andere Wagschale, wenn mich seine Eitelkeit, sein Strebertum und die Gewöhnlichkeit verdrossen, die in seiner Schriftstellerei oft so arg verstimmend hervortritt. Im letzten Jahre aber hat die gute Meinung von ihm doch so viel Püffe bekommen, dass ich mich nicht mehr in die alten Gefühle ihm gegenüber zurückfinden kann. Du glaubst nicht, wie man von allen Seiten her über ihn urteilen hört. Ich vergesse die Einzelheiten, aber der Totaleindruck bleibt, dass er ein ganz gefährlicher Intrigant ist...Es ist ja kindisch wenn er am Ende des Buches schwätzt, dass Joachim freilich Brahms lieber gehabt habe als Wagner, aber er habe den ersteren auch höher gestellt als Bruch und Dvorak, und deshalb sei er doch nie ein Anti-Bruchianer genannt worden! Es handelt sich nicht um "lieber haben" und "mehr schätzen", sondern um schwarz und weiss. Mag man anerkennen im einzelnen so viel man will: Wagner ist und bleibt derjenige, der freilich mit dem meisten Talent, aber deshalb auch mit dem verderblichsten Erfolg, die Zersetzung unseres gesamten Kunstlebens herbeigeführt hat. Er ist trotz aller schönen Worte über Beethoven usw. durch die Tat der Feind des Echten Wahren und wahrhaft Guten und als solchen hat ihn Dein Vater im Grunde seines Herzens immer empfunden...Als ich zum letzten Mal mit Joachim über Wagner sprach - es was an dem Tage, wo er zum letzten Mal in der Hochschule war, ehe die Krankheitswochen ihn an das Haus fesselten, sprach er von den Meistersingern, die er öfter und immer mit Interesse in der letzten Zeit gehört habe. Ich kann den Gang des Gesprächs hier nicht im Einzelnen verfolgen: das Ende aber war, dass ich sagte: ["]Nun ja! Das Alles zugegeben. Aber was man rein geniessen kann, beschränkt sich doch bei Wagner dem Ganzen gegenüber nur auf wenige Takte!" - "Ja hast du Recht!" - erwiderte er mit ernstester Betonung...Im Anfang der 70er Jahre war Joachim so ergrimmt auf Wagner, dass er nicht anders von ihm sprach als mit dem Ausdruck "die Wagnerseuche!" Und so blieb es lange Zeit...Dass Brahms über Wagner im Grunde ebenso urtheilte wie Joachim, versteht sich von selbst...Brahms verfolgte nur seine ganz besondere Taktik im Äussern seiner Ansicht. Es fiel ihm nicht ein, Concessionen zu machen, sondern er richtete seine Äusserungen über Wagner - wie auch über unzählige andere Dinge - so ein, dass sie a deux mains zu gebrauchen waren....Brahms wollte einfach, namentlich in späteren Jahren, nicht mehr Farbe bekennen, weil es ihm fatal war, als etwa neidischer Konkurrent Wagners Ruhm gegenüber angesehen zu werden...


over 330 pages (Joachim) and c.400 pages (Rudorff), mostly various 8vo sizes, one letter on printed stationery of the Fitzwilliam Museum, Cambridge, containing 12 bars of Handel's music in Joachim's hand ("Marche for the Fife"), including c.12 letters only signed by Joachim, a few letters to Rudorff's wife Gertrud, and three autograph letters by Gertrud to Joachim, one letter by Joachim on a postcard also signed by Carl and Ernst Markees and Paul Joachim, one letter enclosing an autograph letter signed by his former pupil Rudolf Kemény (21 December 1897), with ten autograph letters by Rudorff to Joachim's wife Amalie, one letter to Joachim by Hermann Wolff, one letter to Joachim from Lucy Boffin (1902), containing on the last page a note by Joachim to Rudorff revealing his negativity towards Wagner ("...ich kann nur sagen, daß ich nicht daran denke in das Comité für Wagner zu treten..."), c.10 telegrams, Joachim's letters numbered and in some cases provided with dates in pencil, by a later hand, one letter by Rudorff (autumn 1871) in the hand of Ottilie v. Wolff, one letter by Rudorff containing 4 bars of music from the second movement of his orchestral serenade in A (6 January 1876), a 6-page letter to Rudorff from Moser (3 December 1911), replying to Rudorff's letter of 27 November, two corrected carbon-copy typescripts of Rudorff's letters to Joachim of 4 November 1897 and 4 October 1902, with a letter by Rudorff to a newspaper, written three days after Joachim's death, and a newspaper obituary of Joachim, the letters dated Berlin, Lauenstein, Alt-Aussee, Shenley and elsewhere, 1861-1907, where indicated


together with: FIFTEEN PRINTED VISITING CARDS INSCRIBED, AND MANY SIGNED, BY JOACHIM, one apparently relating the birth of his son Johannes ("Ein lieber kleiner Schreihals ist angekommen um 3 1/4 Uhr..."), two manuscript visiting cards of Rudolf Sauer and Florence Pertz inscribed by Joachim, one signed, and one printed visiting card of Jeanne v. d. Wolk, inscribed and signed by Joachim; EIGHT AUTOGRAPH LETTERS SIGNED BY JOACHIM AND ONE INSCRIBED VISITING CARD TO PROFESSOR JOHANNES SCHULZE AND HIS WIFE ANNA, mentioning Clara Schumann and Spitta, one letter on a document addressed to Joachim from the chief district official of Groß-Lichterfelde, 10 pages, Berlin, 1871-1903, where indicated; six telegrams to Rudorff or his wife; FOUR HANDWRITTEN OR TYPED BULLETINS BY KARL BLANKENBERG CONCERNING JOACHIM'S STATE OF HEALTH DURING HIS FINAL DAYS ("...Joachim hatte eine recht schlechte Nacht, das heutige Befinden ist ebenfalls ungünstig. Morphium Einspritzungen müssen mehrfach gegeben werden um den quälenden Hüsten zu beseitigen..."), on postcards, 4 pages, Charlottenburg, 10-13 August 1907; a printed invitation card addressed to Fräulein [Anna] Schmiesekamp; and A WRITING CASE BELONGING TO JOACHIM, c.23 x 28 x 1.5cm, containing compartments for letters ("Lettres à répondre "; "Notes divers"), roan, metal clasp, nineteenth century


THIS IS A GREAT NINETEENTH-CENTURY MUSICAL CORRESPONDENCE NEVER BEFORE OFFERED AT AUCTION.


This collection represents a major source of information, much of it hitherto unpublished, concerning the life and times of one of the greatest of all violinists, Joseph Joachim (1831-1907) and of his close friend, the Berlin pianist and composer Ernst Rudorff (1840-1916). Joachim's special place in music history is assured not only by his being the dedicatee and unrivalled interpreter of many works by Mendelssohn, Schumann and Brahms, but also through the incalculable influence he exercised on contemporary and future violin-playing through his pupils (over 300 in number) and his pupils' pupils. The less famous Rudorff, deserves to be better known: impeccably well-connected from birth - he was the great-grandson of J.F. Reichardt, the son of Betty Pistor, an early sweetheart of Mendelssohn, and raised in a house that was a focal point for representatives of the Romantic school - Rudorff was active as a conductor, composer, pianist, editor and teacher, for the last four decades of his professional life a professor at the Berlin Hochschule für Musik, founded by Joachim.


It is fascinating to chart in these letters the ever deepening friendship of the two men (the change from the formal 'Sie' form of address to the more intimate 'Du' form seems to have taken place in 1871), linked closely by their professional lives, but also in their aesthetic outlooks. Joachim's support of Brahms and, conversely, his general detestation for Wagner and all his works is well known: indeed he is called by Rudorff in one of the late letters the 'last great bulwark of high artistic culture'. But the letters also include evidence of a more complex story - a clear-sighted appraisal of Brahms and his sometimes harsh behaviour, as well as a gradual, partial thawing in his attitude to Wagner.


PROVENANCE:

Formerly in the collection of Ernst Rudorff


LITERATURE:

Johannes Joachim and Andreas Moser, edd., Briefe von und an Joseph Joachim, ii and iii (Berlin, 1912 and 1913)